Tierärzte

Wir haben uns dagegen entschieden Empfehlungen durch uns oder andere Kaninchenhalter*innen zu veröffentlichen.
Erfahrungen sind zumeist subjektiv. Wer sich bei einem speziellen Thema in einer Praxis gut betreut fühlt, hat bei einem anderen Thema eventuell schlechte Erfahrungen gemacht.

Daher finden Sie hier nur noch den Link zur Seite der Kleinsäugerspezialisten der Arbeitsgemeinschaft DGK-DVG.
Direkter Link in die Liste:  hier

Die Liste wird nicht von der Kaninchenberatung betrieben. Sollte ihr*e Tierärzt*in sich nicht auf dieser Liste befinden, sich aber den Anforderungen der AG Kleinsäuger entsprechend fortgebildet haben sowie über das erforderliche Fachwissen verfügen, sprechen Sie ihn doch einfach darauf an.

Gerne können Sie auch unsere Berater auch nach eigenen Empfehlungen fragen.

Hilfestellung, einen kaninchenerfahrenen Tierarzt zu finden, bietet auch unser Interview mit Dr. Leonie Lumpp. Frau Dr. Lumpp ist Kleinsäugerspezialistin und Fachtierärztin für Heimtiere mit der Zusatzbezeichnung “Kleinsäuger”. In ihrer eigenen Praxis in Reutlingen werden ausschließlich Heimtiere behandelt.

Liebe Frau Dr. Lumpp, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen für dieses spannende Thema. Beginnen wir mit den Fragen:

Was sind Kleinsäugerspezialisten? Kleinsäugerspezialisten sind Tierärzte, die sich speziell mit den Krankheiten, der Diagnostik und Behandlung von Kleinsäugern auskennen.

Wie findet man Kleinsäugerspezialisten: Auf ihrer Website gibt die AG Kleinsäuger einen Überblick über die meisten in Deutschland existierenden Tierärzte mit Qualifikationen im Kleinsäugerbereich. Die AG Kleinsäuger ist eine Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Kleintiermedizin (DGK-DVG), Fachgruppe der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG).

Welche Tiere umfasst das Fachgebiet? Zum Fachgebiet gehören z. B. Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Degus, Hamster, Mäuse, Ratten, Rennmäuse, Frettchen, Baumstreifenhörnchen und andere Hörnchenartige, Igel, Riesenhamsterratten, Stinktiere, Opossums, Sugar Glider (kleine Beuteltiere) und viele mehr.

Was zeichnet Kleinsäugerspezialisten aus? Kleinsäugerspezialisten bilden sich stetig weiter, sind immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und den Behandlungsmöglichkeiten, betreiben eine sehr gute Diagnostik der Erkrankungen und behandeln nach den aktuellsten Erkenntnissen. Hierzu gehört auch die Verwendung geeigneter Medikamente, die für diese speziellen Tierarten gut verträglich sind. Auch hierzu müssen stets Fortbildungen besucht werden. Kleinsäugerspezialisten klären die Tierhalter aber auch im Vorfeld sehr ausführlich auf und können durch eine auf die Tierart angepasste Prophylaxe die Entstehung von Krankheiten häufig verhindern. Dazu zählen z. B. die falsche Gabe eines Medikaments, der falsche Ohrreiniger etc.

Wie wird man Kleinsäugerspezialist? In Deutschland ist die Weiterbildung zum Kleinsäugerspezialisten nicht besonders einfach. Häufig bestehen Unterschiede je nach Bundesland. Die zuständige Tierärztekammer steuert die Weiterbildungen. Während man in Baden-Württemberg keinen „Fachtierarzt für Heimtiere“ machen kann, ist eine kleinere Weiterbildung, welche sich „Zusatzbezeichnung Kleinsäuger“ nennt, durchaus möglich. Diese dauert mindestens 2 Jahre. Hierfür müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden:

  • vorgefertigte Leistungskataloge, die abgearbeitet werden müssen. Sie umfassen diverse Operations- und Behandlungsmethoden
  • Veröffentlichung einer Publikation in einer Fachzeitschrift
  • Eine bestimmte Anzahl an Fortbildungsstunden muss nachgewiesen werden
  • Zum Schluss muss noch eine mündliche Prüfung absolviert werden

Für die Weiterbildung zum „Fachtierarzt für Heimtiere“ muss man in ein Bundesland wechseln, wo man diesen absolvieren kann. Hier gestalten sich die Kriterien noch umfangreicher und ausführlicher, und dieser Weiterbildungsgang dauert mindestens 4-6 Jahre.

Somit ist für diesen langen Ausbildungsweg viel Leidenschaft, Eigeninitiative und auch Geld erforderlich. Auch das Sammeln von Erfahrungen in führenden Ländern auf dem Gebiet der Kleinsäuger wie z. B. England oder Italien sollte man einplanen.

Im Deutschen Tierärzteblatt wird einmal im Jahr eine Statistik mit den Fachtierärzten aus ganz Deutschland veröffentlicht. So gab es Ende 2020 in ganz Deutschland lediglich 15 Fachtierärzte für Heimtiere, und gerade mal doppelt so viele mit Zusatzbezeichnung.

Was hat Sie dazu bewogen, Kleinsäugerspezialistin zu werden? Ich hatte die Leidenschaft für Kaninchen und den Wunsch, Tierärztin zu werden, von klein auf. Früher sind die erkrankten eigenen Tiere häufig verstorben, und dem wollte ich auf den Grund gehen. Bereits während des Studiums in Gießen galt mein Interesse weniger Hund und Katze als vielmehr Heimtieren, Reptilien, Vögeln und der Pathologie. Leider gab es während der Studienzeit gerade mal 2 Wochen Vorlesungen zu den Kleinsäugern. Durch viele Fachbücher, Fortbildungen und Auslandsaufenthalte wuchs mein Anspruch, diesen Tierarten helfen zu können, immer mehr.

Etwa Ende 2020 folgte dann die konkretere Zukunftsplanung, eine eigene Praxis aufzumachen, um mit den modernsten Methoden sowie dem aktuellstem Fachwissen, insbesondere den Heimtieren, zu helfen.

Mit welchen Krankheitsbildern werden Sie häufig konfrontiert? Zu den häufigsten Krankheitsbildern zählen Zahnerkrankungen, Schnupfen, E. Cuniculi, Otitiden (Ohrenentzündungen, vor allem bei Widderkaninchen), Blasengrieß, Hauterkrankungen, Parasiten, Pilze, Gebärmuttererkrankungen, Pododermatitis und viele mehr.

Warum glauben Sie, gibt es so wenige Tierärzte, die sich auf Kleinsäuger spezialisieren? Leider sind die Hürden in Deutschland für diese Form der Weiterbildung relativ hoch. Zudem werden Kleinsäuger im Studium, wie erwähnt, nur wenig gelehrt; man benötigt viel Eigeninitiative, muss Zeit und Geld investieren und sich regelmäßig fortbilden. Bei Tierarzt-Kollegen wird man bisweilen häufig nicht ernst genommen – wenn man lediglich Kleinsäuger behandeln möchte, wird man sogar oft belächelt.

Die Behandlung von kleinen Heimtieren, z. B. bei Operationen und Kontrollen, ist meist aufwendiger als bei anderen Tierarten – so kühlen sie bei einer Narkose und in der Aufwachphase schneller aus und sind empfindlicher, das Narkoserisiko ist höher, die Tiere müssen im Anschluss engmaschig überwacht und zugefüttert werden – so dass viele Kollegen diesen Aufwand und die Mühe scheuen. Zudem bringt die Behandlung dieser Tiere nicht so viel Geld ein.

Sie haben 2022 eine eigene Praxis ausschließlich für Heimtiere/Kleinsäuger aufgemacht. Welche Möglichkeiten der Diagnostik haben Sie vor Ort? In meiner Praxis ist so gut wie alles möglich. Sie ist ausgestattet mit den modernsten Geräten wie Röntgen, Dentalröntgen für intraorale Aufnahmen und auch für Aufnahmen von sehr kleinen Tieren wie z. B. Mäusen, was sehr scharfe Bilder ermöglicht, Ultraschall mit verschiedensten Schallköpfen, womit selbst Hamster untersucht werden können und ein kleines Endoskop. Es existiert ein EKG-Gerät, ein Puls-Oximeter (dient der Messung des Pulses und der Sauerstoffsättigung im Blut, wird in der Notfallmedizin, aber auch zur Überwachung bei internistischen Eingriffen verwendet – Anm. d. Red.), eine Temperatursonde (zur Überwachung bei Narkosen), eine bipolare Sonde zur Gefäßverödung, ein Inkubator und eine Heimtierstation, sowie eine Apotheke mit allen wichtigen Medikamenten für Kleinsäuger.

Weiter habe ich CT-Tage in Kooperation mit dem AniCura Kleintierzentrum in Reutlingen, an denen ich persönlich die Computertomografie meiner Patienten durchführe und im Nachgang auswerte. Hierfür habe ich extra einen Kurs absolviert, um die CT-Fachkunde zu erlangen, denn nur dann darf man als Tierarzt auch CTs durchführen.

Selbstverständlich verfügt die Praxis über eigene Laborgeräte zur Blutuntersuchung; es besteht die Möglichkeit zur Bakteriologie, zur Zytologie und zur Untersuchung von Kot und Urin. Nach entsprechender Diagnostik führe ich die notwendigen Operationen selbst durch. Hierzu zählen u. a. Kastrationen, Zahnoperationen, Organ- und Tumorresektionen, Ohren-Operationen wie laterale Gehörgangsresektion und Bulla-Osteotomie (Entfernung eines Teils des Mittelohrs aufgrund von Entzündungen).

Eine meiner tiermedizinischen Fachangestellten ist zudem Tierphysiotherapeutin, so dass wir darüber hinaus vielen Patienten mit gezielten Massagetechniken und Bewegungsübungen wieder zu neuer Lebensqualität verhelfen können.

Was würden Sie sich aus tierärztlicher Sicht von Kaninchenhaltern wünschen? Wichtig wäre der regelmäßige Kaninchen-TÜV, d. h., die Kontrolle des Afters, die Ohrgrundkontrolle, das Streichen unter dem Kinn, regelmäßige Impfungen, 2 x im Jahr eine Kotprobe sowie eine artgerechte Haltung und Ernährung.

Liebe Frau Dr. Lumpp, vielen Dank für Ihre Zeit und das informative Gespräch.

Frau Dr. Leonie Lumpp finden Sie auch auf Instagram unter heimtierpraxis_lumpp sowie über ihre Website.