Scheinträchtigkeit/Hitze

Scheinträchtigkeit

Jede Scheinträchtigkeit kann unterschiedlich verlaufen, sowohl in ihrer Dauer als auch in der Ausprägung. Typisch ist das Nestbauverhalten: Die Häsin sammelt Einstreu, trägt sie in ihrem Maul herum und baut damit ein Nest. Zusätzlich rupfen sich einige Häsinnen Fell am Bauch aus, um das Nest auszupolstern oder rupfen sogar ihrem Partnertier Fell aus. Man sollte die Häsin nicht daran hindern, auch sollte man ihr das Nest nicht wegnehmen, solange sie noch daran Interesse zeigt. Meist verlieren die Häsinnen bereits nach einem Tag das Interesse und die Scheinträchtigkeit klingt wieder ab. Eine Scheinträchtigkeit kann wenige Stunden bis einige Tage lang dauern. In extremen Fällen schwellen die Zitzen an bis hin zum Einschießen von Milch. Suchen Sie in diesem Fall einen Tierarzt auf, da dies ein Zeichen von schwerwiegenden Hormonproblemen ist.

 

Die scheinträchtige Häsin transportiert Heu und anderes Nistmaterial zu ihrem Nest.

Hitze

Die Hitze wird oft mit der Scheinträchtigkeit verwechselt. Allerdings ändert sich hier das Verhalten aus einem anderen Grund, denn bei der Hitze liegt eine zum Eisprung (Ovulation) bereite Eizelle vor. Die Häsin versucht auf ihre Aufnahmebereitschaft aufmerksam zu machen. Manche Häsinnen werden einfach nur aktiver, andere berammeln ihre Artgenossen häufiger oder tragen öfter ihre Blume nach oben gestreckt. In extremen Fällen beginnen die Häsinnen Urin zu verspritzen, bevorzugt sogar auf den Rammler. Häufig erwischt man sie dabei nicht und entdeckt nur die Hinterlassenschaften, die von kleinen Pfützen bis zu 1 m hohen mit Urin besprenkelten Tapeten reichen können. Der Urin kann einen strengeren Geruch aufweisen. Die Hitze dauert genau wie die Scheinträchtigkeit einige Stunden bis zu mehreren Tagen. Eine extreme Form ist die „Dauerhitze“ über Wochen oder Monate. Hier ist der Hormonhaushalt dauerhaft, entweder krankheitsbedingt oder krank machend, durcheinander geraten.

Was tun bei häufiger Scheinträchtigkeit oder Hitze?

Der dauerhafte und immer wiederkehrende Hormonstress ist nicht nur für alle Beteiligten anstrengend. Er führt leider oft zu Veränderungen der Gebärmutter und der Eierstöcke, also Krebs. Bei häufigen Scheinschwangerschaften, häufiger Hitze oder Dauerhitze ist daher eine Kastration der Häsin empfehlenswert.

Durch reines Abtasten lässt sich nicht diagnostizieren, ob bereits Gebärmutterveränderungen vorliegen oder nicht. Lediglich große, gravierende Veränderungen lassen sich ertasten. Leidet die Häsin mehrmals im Jahr unter einer Scheinträchtigkeit, sollten Sie über eine Kastration nachdenken. Stellen Sie sie einem Tierarzt vor, der Erfahrung mit der Kastration von Häsinnen hat und der eine für Kaninchen verträgliche Narkoseform wie Inhalationsnarkose oder vollständig antagonisierbare Anästhesie anwendet.

 

Heu/Stroh und Fell, das sich die Häsin vom Bauch rupft, dienen als Nistmaterial.

Warum keine Hormonbehandlung?

Von Hormonbehandlungen ist abzuraten. Häsinnen haben keinen Zyklus, sondern sind Spontan-Ovulierer. Daher ist es nicht möglich, gezielt das fehlende Hormon einzusetzen. Es ist weder bekannt, welches Hormon im aktuellen Status der Scheinträchtigkeit oder der Hitze nötig ist, geschweige denn die entsprechende Dosierung des Hormons. Der Körper des Kaninchens wird durch eine Hormongabe nur belastet und das Entstehen von krankhaften Veränderungen der Gebärmutter oder der Eierstöcke wird begünstigt. Selbst wenn das richtige Hormon eingesetzt wird, lindert es nur die Symptome, wirkt aber nicht gegen die Ursache wie evtl. bereits vorhandene Gebärmutterveränderungen.

 

Für den Nestbau rupfen Häsinnen ihr Fell am Bauch aus.