Anatomie

Der Körperbau von Kaninchen

Der Anteil der Kaninchen als Heimtiere hat in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. Es gibt heute über 70 Kaninchenrassen mit über 300 Farbsch­lägen. Die durchschnittliche Lebenserwartung des Kaninchens liegt bei 8 – 10 Jahren, einige werden sogar älter.­ Auf dieser Seite finden Sie eine kleine anatomische Grundlage:

Körpertemperatur: 38,5 °C – 40,0 °C
Atemfrequenz: 50 – 150 Atemzüge in der Minute (im Ruhezustand)
Herzfrequenz: 120 – 150 Schläge in der Minute (im Ruhezustand)

Kaninchen haben durch die seitlich anliegenden Augen einen Rundumblick von fast 360 Grad, damit sie ihre Fressfeinde schon aus der Ferne erblicken können. Nur etwas, das direkt vor ihrer Nase ist, können sie nicht sehen. Um zu „sehen“, ob etwas essbar ist, benutzen sie ihre Tasthaare bzw. berühren sie den Gegenstand mit der empfindlichen Oberlippe. Auch lässt das Sehvermögen möglicherweise nur eine Farberkennung von rot und grün zu. Das Sichtfeld von Kaninchen mit Schlappohren und auch Löwenkopfkaninchen ist allerdings nach hinten eingeschränkt. Hier hängen die Ohren bzw. die Löwenmähne im Weg.

Kaninchen haben ein sehr gutes Gehör und können die Ohren unabhängig voneinander bewegen (Widderkaninchen können dies nur eingeschränkt). Sie nehmen auch Töne wahr, die der Mensch nicht mehr hören kann.

Kaninchen haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn. Das ständige Zucken und Wackeln der Nase ist eine der vielen Methoden, drohende Gefahren zu erkennen. Hört das Näschen auf zu wackeln, so ist dies ein Zeichen von großer Entspannung.

Mit den Tasthaaren, den so genannten Vibrissen, können Kaninchen im Dunkeln ihre Umgebung ertasten. Da ihr Sichtfeld nicht bis direkt vor die Nase reicht, werden dafür auch die Tasthaare eingesetzt.

Kaninchen haben wurzeloffene Zähne, die ein Leben lang nachwachsen. Hinter den beiden oberen Nagezähnen besitzen sie zwei Stiftzähne. Würden die Zähne nicht durch das Mahlen von reichlich Gras und Heu (rohfaserreiche Nahrung) auf natürliche Weise abgenutzt, würden sie viel zu lang werden und Probleme verursachen. Tatsächlich können die Zähne ca. 10 – 12 cm pro Jahr wachsen (also ca. 1 cm im Monat)! Die Wachstumsgeschwindigkeit der Zähne nimmt im Alter sogar zu. Deshalb ist die natürliche Fütterung von Gras und Heu lebenswichtig! Insgesamt besitzt das Kaninchen 28 Zähne, verteilt auf 22 Backen-, 4 Nage- und 2 Stiftzähne­.

Hier finden Sie Informationen über Zahnfehlstellungen.

Etwa zweimal pro Jahr wechseln Kaninchen das Fell (Sommer-/Winterfell), Kaninchen in Innenhaltung manchmal auch öfter. Es gibt verschiedene Fellbeschaffenheiten und -längen. Besondere Fellvarianten sind z.B. Angora-Kaninchen und Rex-Kaninchen. Hier finden Sie Informationen zur Fellbeschaffenheit bzw­. Rassebesonderheiten und zur Fellpflege.

Die Wamme ist ein Hautlappen mit Fettansatz, der unterhalb des Kopfes beginnt und bis zum Rumpf reicht. Ursprünglich diente sie dem Kaninchen als Fettdepot in Dürreperioden. Häsinnen haben oftmals eine größere, stärker ausgebildete Wamme als Rammler. Sie ist ein Energiespeicher für kräftezehrende Trächtigkeiten und Säugezeiten. Manchen Rassen wurde die Wamme auch als Schönheitsmerkmal angezüchtet. Daher ist die Wammenbildung heutzutage von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Dennoch ist eine übergroße Wamme oft auch ein Indiz für Übergewicht. Ist die Wamme prall mit Fett gefüllt, ist das Tier meist auch zu dick. Nehmen die Tiere dann ab, so bleibt sie als hängendes Gewebe unter dem Kinn erhalten.

Der Kaninchenrücken ist relativ schwach und es kann sogar vorkommen, dass die Tiere sich gegenseitig mit ihren sehr kraftvollen Hinterläufen schwere Verletzungen zufügen. Kinder müssen daher immer beaufsichtigt werden, wenn sie Kaninchen hochnehmen. Es ist wichtig, dass der Rücken und die Läufe des Kaninchens dabei richtig gestützt werden. Für Kaninchen gleicht das Hochnehmen darüber hinaus instinktiv dem Angriff eines Greifvogels aus der Luft oder eines anderen Fressfeindes vom Boden aus. Es kann daher Panik und Todesängste hervorrufen. Kaninchen zappeln, wenn sie sich unsicher fühlen oder gar Schmerzen beim Hochnehmen verspüren.

Das Kaninchen hat am After eine Duftdrüse. Das von dieser Drüse ausgeschiedene Sekret umschließt die Köttelchen. Mit diesen duftenden Kotkugeln markieren Kaninchen ihre Reviergrenze.

Auch am Kinn haben Kaninchen eine Duftdrüse, mit der sie ihr Revier durch das Kinnreiben markieren.

Rechts und links in der Leistenregion liegen haarlosen Hauttaschen mit den Leistendrüsen (umgangssprachlich Geschlechtsecken genannt), die ca. 1,5 cm lang sind und ein weiß-gelbliches Sekret mit strengem Geruch absondern. Dieses dient zur Erkennung untereinander. Im getrockneten Zustand ist das Sekret sehr hart und eher bräunlich. Manche Kaninchen säubern ihre Geschlechtsecken nicht ausreichend alleine. Daher sollte der Besitzer die Geschlechtsecken hin und wieder kontrollieren und ggf. reinigen. Vor allem übergewichtige Tiere können ihre Geschlechtsecken nicht mehr selbstständig säubern. Achten Sie hier besonders auf die Reinigung. Andernfalls drohen schmerzhafte Entzündungen! Lesen Sie hier, wie Sie bei Ihrem Kaninchen die Geschlechtsecken säubern.

Mit ihren kraftvollen Hinterläufen können Kaninchen sehr hoch springen. Außerdem werden sie zum Graben eingesetzt. Die Kaninchen treten damit die lockere Erde nach hinten. Wenn sie in Gefahr sind können sie erstaunlich laut auf den Boden trommeln, um so andere Kaninchen vor Gefahr zu warnen.

Der Schwanz des Kaninchen heißt „Blume“ und ist nicht nur eine hübsche Zierde. Bei Wildkaninchen ist die Unterseite hell und wird als Gefahrensignal und auch zu Kommunikationszwecken eingesetzt.

Auf den folgenden Seiten finden Sie ausführliche Informationen zur Verdauung und Fortpflanzung beim Kaninchen: