Sprache

Kaninchen sind nicht nur stumme Käfighocker. Ganz im Gegenteil! Beschäftigt man sich mit den liebenswerten Fellnasen, erkennt man schnell, dass jedes Tier seinen eigenen Kopf hat und vor allem eine eigene Persönlichkeit. Allerdings muss man ihre Sprache erst einmal kennen, um auch die Zeichen der Kaninchen zu verstehen. Kaninchen sind auch alles andere als dumm. Dennoch ist z.B. das Wissen darüber dass Kaninchen, genauso wie Katzen, völlig stubenrein werden können, nicht sehr weit verbreitet. Beschäftigt man sich etwas länger mit Kaninchen versteht man, warum die Käfig- und Einzelhaltung alles andere als artgerecht ist. Bitte bieten Sie Ihrem Kaninchen mehr als nur einen kleinen Käfig! Sie werden sehen wie Ihr Kaninchen in Gesellschaft und mit viel Platz aufblühen wird.

Kaninchen kommunizieren über Lautsprache und Körpersprache mit ihren Artgenossen oder Menschen.

Körpersprache

Den größten Teil der Kommunikation der Kaninchen macht die Körpersprache aus. Ihr Tier ist in der Lage Ihnen durch Position von Körper oder Ohren genau mitzuteilen wie es ihm geht.

Das Abschlecken der Artgenossen wird auch „soziale Körperpflege“ genannt. Damit zeigen die Tiere sich gegenseitig ihre Zuneigung. Manchmal kommt es auch vor, dass die Tiere z. B. den Finger ihres Menschen ablecken. Dies ist ebenfalls eine kleine Liebeserklärung.

“Was ist denn das?”

Ihr Kaninchen ist zwar skeptisch, aber auch neugierig. Meist wird dieses Verhalten beobachtet, wenn zwei bisher fremde Tiere aufeinandertreffen. Aber auch wenn ein neues Möbelstück oder etwas anderes Interessantes zu begutachten ist, wird die Lage gründlichst abgecheckt.

Vereinzelt ist auch ein Wackeln mit der Blume zu beobachten. Es bedeutet Freude z. B. beim Spielen mit Artgenossen oder wenn es eine Leckerei gibt.

Kaninchen buddeln sehr gerne. Sind sie im Garten, wird der Rasen umgegraben und bietet man ihnen eine Buddelkiste, lieben sie es in dieser wild zu scharren und Löcher zu graben.

Wenn ein Kaninchen den Körper und auch den Kopf auf den Boden presst, zeigt es seine Unterwürfigkeit. Manche Hoppler legen sich bei ausgiebigen Streicheleinheiten ihres Menschen so auf den Boden. Dabei stehen die Ohren (zumindest bei Stehohrkaninchen) gerade nach oben und die Augen sind leicht geschlossen. Das Kaninchen genießt diese Zuwendung. Anders ist es bei fest an den Körper angelegten Ohren und weit aufgerissenen Augen, damit wird große Angst ausgedruckt.

Dies geschieht vor allem bei alleine gehaltenen Tieren, da sie ihren Futtergeber durch sexuelle Frustration als Lebens- und Sexualpartner ansehen. Deshalb Kaninchen mindestens zu zweit halten.

In der sogenannten „Legehennenstellung“ sitzt das Kaninchen auf dem Boden, die Hinterläufe unter dem Körper und die Augen meist leicht geschlossen, ähnlich einer Henne beim Brüten. Diese Haltung nehmen die Fellnasen ein, wenn sie ihre Ruhe brauchen und nicht gestört werden wollen.

Nach anstrengenden Reviererkundungen oder ausgiebigem Spielen mit den Artgenossen werfen sich manche Kaninchen an einem gemütlichen Platz einfach auf die Seite, strecken die Beine weg und nicht selten schlafen sie schnell ein. Manche Kaninchen geben sogar leise Schnarcher oder Seufzer von sich. Bei dem kleinsten Geräusch sind unsere Süßen aber wieder voll da und fluchtbereit. Also besser in Ruhe lassen!

Mit dem Klopfen der Hinterläufe auf den Boden möchten Kaninchen ihre Kumpels vor drohender Gefahr warnen. Manchmal ist das Klopfen auch von einem kleinen Fauchen begleitet. In etwa bedeutet das: „Alarm, der Feind im Anmarsch“ oder „Komm mir bloß nicht zu nahe oder du wirst es bereuen“.

Ein unterwürfiges Kaninchen legt den Kopf auf den Boden und schiebt ihn unter ein anderes Kaninchen. Damit zeigt es, dass es sich dem Artgenossen unterordnet oder beleckt werden will.

Ein Kaninchen in Bauch- oder Seitenlage meist noch mit vom Körper weggestreckten Beinen, ist völlig entspannt. Das Tier zeigt uns damit sein Wohlbefinden und möchte vielleicht ein Nickerchen halten.

Nicht selten rasen sie durch die Wohnung und schlagen Haken, springen in die Luft und werfen die Beine. Einige Kaninchen schaffen es, sich in der Luft um 180° zu drehen. Ihr Tier hat dabei einen Mordsspaß und zeigt damit, dass es ihm super gefällt so viel Platz zur Verfügung zu haben.

Das Männchenmachen dient dem Kaninchen dazu eine bessere Rundumsicht zu bekommen. Es wird aber auch gerne zum Betteln nach Leckereien eingesetzt.

Ein guter Indikator für die Stimmung Ihres Kaninchens ist die Nase. Je aufgeregter oder gestresster das Tier ist, desto schneller bewegt sie sich.

Gefällt Ihrem Kaninchen etwas nicht, hat es zum Beispiel genug vom Spielen, missfällt das angebotene Essen oder ist sonst etwas nicht zur Zufriedenheit, kann man manchmal eine Kopf- und Ohrenschütteln beobachten. „Nein, nein, so passt mir das nun wirklich nicht!“ könnte es z.B. heißen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Sollte Ihr Kaninchen ständig mit den Ohren schütteln, kann das auch auf eine Ohrenentzündung hinweisen!

Ein Zucken des Pos kann bei manchen Kaninchen beim Fressen beobachtet werden. Einen Grund dafür kennt man nicht genau, es scheint aber zu bedeuten, dass das Essen heute wieder besonders lecker ist.

Kaninchen sind sehr reinlich und verbringen viel Zeit damit, sich ausgiebig zu putzen. Das tägliche „Bad“ kann über den Tag verteilt mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Die Vorderpfoten werden angefeuchtet und damit Ohren und Kopf gesäubert, das Fell wird beleckt und mit den Hinterläufen wird sich hinter den Ohren gekratzt.

Rammeln dient natürlich in erster Linie der Fortpflanzung und wird hauptsächlich beim unkastrierten Rammler beobachtet. Er besteigt die Häsin, beißt ihr in den Nacken und fällt kurz danach in einer Art Starre von der Häsin ab. Oftmals wird das Rammeln von beiden Geschlechtern und auch von kastrierten Tieren bei Vergesellschaftungen beobachtet. Dann ist es ein Dominanzverhalten, mit dem gezeigt werden soll, wer der Chef im Revier ist.

Das Kaninchen reibt sein Kinn an verschiedenen Gegenständen wie z.B. Möbeln. Damit verteilt es seinen Duft. Kommen Kaninchen in einen fremden Bereich, wird diese Markierung noch mit Kötteln verdeutlicht. Damit erheben Sie den Anspruch auf dieses Gelände.

Kaninchen sind sehr geruchsorientiert. Mit Hilfe der Nase können sie ihren Artgenossen, aber auch ihren Menschen wiedererkennen. Jedes neue Möbelstück und auch jede Neuerung in ihrem Revier wird aufmerksam und neugierig beschnüffelt.

Nach einem ausgiebigen Schläfchen wird sich erstmal ordentlich gestreckt, das Mäulchen weit aufgerissen und herzhaft gegähnt. Das lockert die Muskeln und es kann gleich viel besser getobt werden.

„Hey ich bin auch noch da“ könnte es wohl heißen. Wenn Mensch oder Tier mit der Nase gestupst werden, wollen Kaninchen auf sich aufmerksam machen oder fordern Streicheleinheiten ein.

Wenn ein Kaninchen sich wirklich pudelwohl fühlt und man ihm z. B. eine Kiste mit Sand oder Erde zum buddeln gegeben hat, kommt es nicht selten vor, dass es sich vor Freude darin wälzt.

Will das Kaninchen in Ruhe gelassen werden und man schenkt dem keine Beachtung, kann es schon mal zwicken. Auch wenn mensch im Weg ist und der Hoppler genau dort hin will wo man sitzt oder steht, kann dies mit einem Zwicker quittiert werden. Untereinander machen Kaninchen dies recht häufig, da sie aber ein recht dickes Fell haben, merken sie davon nur wenig.

Lautsprache

Kaninchen sind recht stumme Zeitgenossen. In der Wildnis dient dies dazu, keine Fressfeinde anzulocken. Trotzdem gibt es einige Laute, mit denen sie sich mitteilen können.

Wenn ein Rammler und eine paarungsbereite Häsin aufeinander treffen, ist oft ein Brummen zu hören. Unkastrierte Rammler laufen brummend hinter der Häsinnen her. Auch Häsinnen zeigen so, dass sie aufnahmebereit sind.

Meist verbunden mit dem Klopfen der Hinterläufe ist ein leises Fauchen zu hören. Dieser Laut ist ein Warnsignal und bedeutet so viel wie „Lass mich bloß in Ruhe“. Diesem Wunsch sollte man durchaus Folge leisten, denn nicht selten kann bei Nichtbeachtung ein Zwicken oder Beißen des Kaninchens folgen.

Der Fiepslaut ist ein Zeichen von Angs. Er wird auch von Jungtieren ausgestoßen, um das Muttertier herbeizurufen.

Solche Laute sind von manchen Häsinnen während einer Scheinschwangerschaft zu hören. Bei manchen Kaninchen ist es aber auch ein Zeichen von Unmut, z. B. wenn die Tiere beim Fressen gestört werden oder in Ruhe gelassen werden wollen.

„Ja, das tut gut, mehr davon“ würde das Kaninchen sagen, wenn es sprechen könnte. Dieses Geräusch ist ein Zeichen von absolutem Wohlbefinden und wird meist beim Kraulen und Streicheln des Kaninchens vernommen.

In bedrohlichen Situationen, bei starken Schmerzen und bei Todesangst stößt das Kaninchen einen lauten und schrillen Schrei aus.

Nicht zu verwechseln mit dem leisen Mahlen bedeutet starkes Zähneknirschen meist große Schmerzen. Ein Tierarztbesuch ist hier dringend notwendig.

Kaninchensprache - gar nicht so schwer!

Mit ein wenig Geduld und guter Beobachtungsgabe werden Sie schnell erkennen, was Ihre Mitbewohner Ihnen mitzuteilen haben.