Megacolon

Wenn der Darm chronisch im Stress ist: Megacolon

Eine besondere Art von Verdauungsstörungen verursacht das Megacolon-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine krankhafte Erweiterung des Dickdarms am Übergang zum Dünndarm. Diese Anomalie ist in den allermeisten Fällen erblich bedingt, und zwar durch unsachgemäße Zucht oder Hobby-Vermehrung von Schecken.

Daher sollte man bei Kaninchen, die häufig Verdauungsstörungen haben und äußere Merkmale wie überwiegend weiße Fellfarbe, Scheckung (auch reinweiße Tiere haben hier und da ein paar schwarze Haare), (durchbrochenen) Aalstrich oder dunkle Extremitäten aufweisen, diese Krankheit in Betracht ziehen. Aufgrund ihres Erscheinungsbildes werden diese Tiere, die an Megacolon leiden, auch „Chaplins“ genannt. Besteht der Verdacht, sollte das dem Züchter, falls bekannt, gemeldet werden, damit er diese Zuchtlinie nicht weiter verfolgt!

Nicht allen Tierärzten ist dieses Syndrom bekannt, und es lässt sich letztlich nur schwer diagnostizieren – im Grunde nur mit Ultraschall oder bei einer Öffnung des Tiers im Rahmen einer OP bei Darmverschluss bzw. nach seinem Tod.

Wie erkenne ich, ob mein Kaninchen an Megacolon leidet?

  • Häufige Verstopfungen bis zum Darmverschluss
  • Matschköttel, Durchfall
  • Starkes Gluckern im Bauch
  • Riesenköttel, die feucht glänzen und mit Schleim überzogen sind
  • Blähbauch
  • Schwierigkeiten, zuzunehmen oder das Gewicht zu halten
  • Äußeres Erscheinungsbild
  • Verzögerte Entwicklung im Babyalter – Chaplins sind meist die kleinsten Tiere im Wurf und kämpfen von klein auf mit Verdauungsstörungen
  • Anfälligkeit für Parasiten wie Kokzidien oder Würmer
  • Oft (zu) viele Hefen im Darm
  • Allgemein schwaches Immunsystem
Äußere Anzeichen für Megacolon beim Kaninchen
Köttel eines Kaninchens, das an Megacolon leidet

Wie helfe ich einem Megacolon-Kaninchen?

Zunächst einmal müssen eventuell vorhandene Erscheinungen wie Parasiten und Bakterien nachgewiesen und behandelt, bzw. gegen Aufgasungen, Verstopfungen oder Durchfälle vorgegangen werden. Leider wird durch die Gabe von Entwurmungsmitteln oder Antibiotika die ohnehin instablile Darmflora weiter geschädigt, und es entsteht ein Teufelskreis. Daher sollten Chaplins so viel Grünfutter wie möglich bekommen (Küchenkräuter, Wildkräuter, Zweige mit Blättern, Gemüsegrün, Endivien- und Löwenzahnsalat, Salate mit Bitterstoffen wie Chicoree und Radicchio) sowie hochwertiges Heu.

Frische Kräuter, die helfen:

  • Dill (entblähend)
  • Thymian (entblähend)
  • Pimpinelle (entzündungshemmend)
  • Koriander (entzündungshemmend)
  • Löwenzahn (entzündungshemmend)

Bei Durchfall/matschigem Kot helfen Banane, Weiden- und Eichenblätter, aufgeweichte Flohsamen, Aktivkohle, Rodicolan, Colosan, Herbi Colan, Schwarzkümmelöl, Benebac-Pulver oder Heilerde.

Bei Aufgasungen/Verstopfungen: Sab simplex mehrmals täglich, hochdosierte Gaben von Emeprid mehrmals täglich, sowie Schmerzmittel. Hier sind magenschonende Medikamente mit dem Wirkstoff Metamizol (Handelsmarken: Novalgin, Novaminsulfon) vorzuziehen. Sämtliche Medikamente selbstverständlich nur in Absprache mit dem Tierarzt geben! Er errechnet auch die die richtige Dosis anhand des Gewichts des Kaninchens. Tiere, die häufig Verstopfung haben, können mit der Futtermischung Kojak unterstützt werden; wenn das Tier nicht frisst, mehrmals täglich Päppelbrei stark verdünnt in kleinen Portionen eingeben.

Wichtig: Wird das Tier aktuell mit einem Antibiotikum behandelt, sollte sämtliches Obst weggelassen werden! Wurden Hefen bei einer Kotprobe nachgewiesen, sollte so weit wie möglich auf Nystatin verzichtet werden, um die Darmflora nicht noch mehr durcheinander zu bringen. In diesem Fall sollten auch keine kohlenhydrathaltigen Nahrungsmittel wie Obst (Zucker!) und Wurzelgemüse gefüttert werden, sondern so viel Heu und Grün wie möglich.

Da Chaplins empfindlich sind – so reagieren sie auf Stress, z. B. durch Partnerverlust, Vergesellschaftung, Umzug mitunter stärker als andere Kaninchen – sind sie auch sehr wählerisch und vertragen nicht alles. Daher müssen Halter eines Chaplins gut beobachten, was ihre Tiere vertragen und gerne fressen. Das ist individuell sehr unterschiedlich, daher können auch keine generellen Nahrungsempfehlungen gegeben werden.