Fettleber

Fettleber – die häufigste durch Ernährungsfehler verursachte Lebererkrankung

Die Leber ist zentrales Stoffwechselorgan und gleichzeitig größte Drüse im Körper. Sie produziert lebenswichtige Eiweißstoffe wie Gerinnungsfaktoren, verwertet Nahrungsbestandteile, produziert Galle und ist damit verantwortlich für Abbau und Ausscheidung von Giftstoffen und diversen Stoffwechselprodukten sowie Medikamenten. Im Darm aufgenommene Nährstoffe werden durch die Leber bedarfsgerecht an das Blut abgegeben oder aus diesem wieder entfernt.

Die Fettleber ist die am häufigsten vorkommende Lebererkrankung, verursacht durch Fehlernährung. Man könnte nun meinen, dass die Leber einfach mit verfettet, wenn man zu energiereich füttert und sich auf sicherer Seite wägen, wenn man die Mengen an getreidehaltigem Trockenfutter nach eigenem Ermessen in Grenzen hält. Aber so einfach gestalten sich die Prozesse im Körper nicht, im Gegenteil.

Entstehung der Krankheit

Die Fettleber wird durch zwei Faktoren begünstigt: Die übermäßige Kalorienzufuhr bei Einzelmahlzeiten auf der einen Seite (= alimentäre oder nahrungsbedingte Leberverfettung) und die häufig einhergehende Unterversorgung durch zu wenig Einzelmahlzeiten auf der anderen Seite.

Der Organismus unserer Kaninchen ist darauf ausgelegt, viele kleine Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen. Der Kaninchenmagen ist nicht selbsttätig im eigentlichen Sinne, sondern funktioniert nach Stopfmagenprinzip durch ständiges Nachschieben des Nahrungsbreis, sodass der gesamte Magen-Darm-Trakt immer gefüllt ist: oben rein, unten raus. Bekommen die Tiere nun Futter, welches stärker sättigt, legen sie häufig stundenlange Pausen zwischen den Nahrungsaufnahmen ein. Der Körper interpretiert dies allerdings als Energiedefizit, welchen er durch eine gesteigerte Einschmelzung von Fettreserven auszugleichen versucht. Die so entstehenden Fettsäuren werden dann zur Leber transportiert und überschwemmen diese (= metabolische oder stoffwechselbedingte Leberverfettung).

Nimmt ein Kaninchen nun wie beim Trockenfutter zu selten, aber dafür sehr fetthaltige Nahrung auf, treffen beide Aspekte zusammen und beschleunigen den Krankheitsverlauf. In solchen „Hungerzeiten“ wandelt der Körper die Fettsäuren hauptsächlich in sogenannte Ketone um, da diese eigentlich die Energiegewinnung steigern sollen. Deren Überschuss führt allerdings schnell zu einer Überlastung der Stoffwechselfunktion der Leber (= toxische Leberverfettung). Verstärkt wird dies durch die Tatsache, dass den Kaninchen ein bestimmtes Enzym fehlt, welches beim Menschen oder anderen Haustieren wie eine Sicherung funktioniert und ein schnelles Zusammenbrechen des Systems verhindert. Der Funktionsverlust des Organs Leber führt demnach unweigerlich zum schmerzhaften Tod des Tieres.

Symptome

Symptom einer Fettleber ist nicht zwingend das körperliche Übergewicht. Leider zeigt sich das Problem oft unspezifisch. Im Prinzip kann es mit Inappetenz beginnen, letztlich ist eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes bis zur Apathie zu erkennen. Kurz vor Tod der betroffenen Tiere wurden Untertemperatur, Krämpfe und Bewusstseinstrübungen beobachtet.

Diagnose

Vermutet man aufgrund der Vergangenheit der Tiere und/oder bei schlechtem Allgemeinzustand, die Erkrankung an einer Fettleber, gibt es verschiedene Diagnosemöglichkeiten. Palpatorisch (durch Abtasten) sollte eine Fettleber eigentlich schon diagnostiziert werden können. Die Leber ist in diesen Fällen stark vergrößert, wobei keine Schmerzhaftigkeit vorliegt. Eine sichere Diagnose bietet eine Ultraschalluntersuchung, da dadurch auch eine tumoröse Veränderung oder Leberstauung als Ursache für die Vergrößerung auszuschließen sind. Wichtigstes Mittel, um vor allem die Stoffwechselveränderungen nachzuweisen, ist eine umgehende Urinuntersuchung auf angesprochene Ketonkörper.

Therapie

Hat diese Erkrankung schon das Allgemeinbefinden in Mitleidenschaft gezogen, ist es leider häufig zu spät für eine Heilung. Neben einer Zwangsernährung um den Komplettzusammenbruch des Stoffwechselsystems zu verhindern, haben sich Glucoseinfusionen oder Vollelektrolytlösungen in manchen Fällen als hilfreich erwiesen. Umso wichtiger ist also die Verbeugung, dass solch eine vermeidbare Erkrankung erst gar keine Chance hat.

Prophylaxe

Das A und O ist eine artgerechte Fütterung mit viel Rohfaser, sprich Wiese oder Heu, Frischfutter und immer ausreichend Flüssigkeit. Sollte die Inappetenz aus anderen Gründen herrühren muss, außer bei Verstopfung und natürlich immer in Absprache mit dem Tierarzt, bald beigefüttert werden. Allein einige Stunden Nahrungsverweigerung können zu Verdauungsstörungen und zu einer negativen Energiebilanz mit den beschriebenen Folgen führen. Auch Glukoseinfusionen sind bei inappetenten Tieren durchaus sinnvoll. Vorsicht bitte bei handelsüblichen Leberschutzpräparaten mit Aminosäuren – bei bereits vorliegender Leberfunktionsstörung können diese den Krankheitsverlauf auch negativ beeinflussen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen zur richtigen Fütterung von Kaninchen: