Pflege von Langhaarrassen
Wer sich für eine langhaarige Rasse entscheidet (bzw. als Notfall bei sich aufnimmt, wenn ein überforderter Halter sein Tier abgibt oder aussetzt), muss auch bereit sein, das Fell des Tiers regelmäßig zu pflegen. Bereits im Vorfeld sollte dieser Aufwand an Zeit und Geduld eingeplant sowie an gutes Handwerkszeug zum Kämmen, Schneiden, Entwirren und für Angoras zum Scheren gedacht werden. Zu den Langhaarrassen zählen Angorakaninchen, Teddy-Zwerge, Zwergwidder-Angoras, Fuchskaninchen und Jamoras; daneben gibt es zahlreiche Mischformen.
Weil das feine, lange Fell von Mischlingen und Teddys schnell zu Verklebungen und Verfilzungen neigt, sollte es alle paar Tage gekämmt werden. Dafür eignet sich am besten ein so genannter Entwirrkamm mit weit auseinanderstehenden und beweglichen Zinken. Verfilzte Stellen – und die entstehen schneller, als man denkt – sollten weggeschnitten werden. Hierfür findet am besten eine kleine, handliche und scharfe Bartschere aus dem Friseurbedarf Verwendung. Bitte schneiden Sie damit ausschließlich Haare, da sie sonst stumpf wird.
Nicht alle Kaninchen tolerieren diese Fellpflege problemlos. Hier ist es wichtig, das Vertrauen des Tiers zu gewinnen, indem man es an einem erhöhten Lieblingsplatz im Gehege mit dem Kamm Bekanntschaft schließen lässt und ein, zwei Mal damit über das Fell streicht. Belohnung nicht vergessen! Oder, wer lieber auf dem Arm kämmt, das Tier zunächst ohne Kämmen auf den Schoß nehmen und ein Leckerli geben.
Selber kämmen oder scheren lassen?
Während es für Mischlinge oder Teddys ausreicht, das Fell zu kämmen und Verfilzungen herauszuschneiden, werden reinrassige Angorakaninchen nicht gekämmt. Vielmehr müssen sie mehrmals im Jahr geschoren werden. Schert man das Angora nicht, setzt man dessen Leben aufs Spiel, da die Wolle unweigerlich verfilzt. Die schränkt nicht nur das Tier in seinen Bewegungen ein, sondern macht den Wärmeaustausch über die Haut unmöglich. Die Scherprozedur will geübt sein – am besten, man lässt sie sich vom Tierarzt zeigen, der dann auch die richtige Schermaschine empfehlen kann. Das Scheren sollte grundsätzlich nicht in Narkose geschehen! Narkosen sollte man sich stets für „echte“, lebenswichtige Eingriffe aufsparen, da sie immer auch ein Risiko bergen.
Draußen oder drinnen?
Auch, wenn es gute Erfahrungen mit der Außenhaltung beispielsweise von Teddys gibt, sollte diese Entscheidung gut abgewogen werden. Ausschlaggebend ist hier die Ausstattung: Ein Auslegen des Geheges mit Gehwegplatten bietet sich an sowie eine Buddelkiste mit Sand. Als Untergrund ist alles geeignet, was nicht mit Kot verklumpt im Fell hängenbleibt. Regennässe ist zu vermeiden, daher sollte der Auslauf komplett überdacht sein. Selbstverständlich dürfen Stroh und Heu nicht fehlen; sehr feines Heu vom 2. Schnitt ist allerdings am besten in einer Raufe aufgehoben. Für die Toiletten sind Holz-Klumpstreu oder Holzpellets Sägespänen vorzuziehen, da diese im Fell haften bleiben und das Kaninchen schnell wie paniert aussieht!
Wird ein Langhaarkaninchen draußen gehalten, muss besonders im Sommer der Po regelmäßig kontrolliert werden. Kot und Urin können im Fell kleben und Fliegen anlocken, die dort ihre Eier ablegen. Von daher sollten sich Halter überlegen, ob sie ihre langhaarigen Tiere nicht der Einfachheit und Sicherheit halber von vorherein in einem geräumigen und abwechslungsreichen Innengehege halten wollen. Dies gilt auf jeden Fall für sehr kleine Zwerge mit einem Gewicht von ca. 1 kg und für reinrassige Angoras. Letzteren geht es durch die regelmäßige Schur bei gleichbleibenden Temperaturen ohnehin am besten.
Erfahrene Halter von Angorakaninchen beobachten übrigens, dass ihre Tiere gerne einen Rost aufsuchen, da sie sich ab einer gewissen Haarlänge auf Einstreu nicht mehr wohl fühlen. Spezielle Gitterroste sind pfotenfreundlich und haben nichts mit den tierquälerischen verdreckten, scharfkantigen Rosten in der Kaninchenmast zu tun.
Ernährung: alles, was "rutscht"
Beim Putzen, besonders im Fellwechsel, verschlucken Kaninchen immer wieder Haare – sowohl die eigenen als auch die des langhaarigen Partners. Damit es nicht zur gefährlichen Haarballenbildung im Magen kommt, sollte die Fütterung neben viel Wiesengrün, das rasch durch den Darm gelangt, täglich aus Ölsaaten wie Sonnenblumen- und Kürbiskernen oder Leinsamen bestehen. Bewährt hat sich auch der Langhaarmix „Kojak.“ Zudem brauchen Langhaarrassen durch das dauernde Fellwachstum mehr Energie und eiweißreichere Kost als Kurzhaarrassen. Ein paar Erbsenflocken dürfen also ebenfalls täglich gefüttert werden.