Blasengries und Blasensteine beim Kaninchen
Blasen- und Nierensteine kommen bei Kaninchen aller Altersgruppen und Rassen vor. Rammler haben durch die längere Harnröhre eine höhere Veranlagung. Die Steine bilden sich durch Ansammlung verschiedener Mineralien und Kristalle. Kommen sie in großer Zahl vor, sind aber noch klein, bezeichnet man das als „Blasenschlamm“ oder „Blasengrieß“, wobei Letzterer etwas gröber ist. Die Zusammensetzung kann ganz unterschiedlich sein. Sehr häufig bestehen die Steine bei Kaninchen aus Kalziumcarbonat oder Kalziumoxalat- bzw. Dihydrat. Folgende Mineralien bilden die Grundlage der Steine: Struvat (Phosphat, Magnesium, Ammonium), Oxalat, Karbonat, Harnsäure, Urat oder Cystin.
Ursachen
Die genaue Ursache für das Entstehen eines solchen Steins lässt sich in der Regel nicht genau bestimmen. Es gibt eine Vielzahl körperlicher Faktoren, die Blasengrieß oder -steine begünstigen, z. B. eine genetische Veranlagung mit Wirkung auf die Nierenfunktion, Nierenerkrankungen als Ursache für eine verminderte Kalziumausscheidung, Veränderung der Blasenwand durch Polypen oder Tumore, Übergewicht und/oder Gelenkerkrankungen und dadurch vermindertes Aufsuchen der Toilette, ein erhöhter pH-Wert des Urins als begünstigender Faktor für Bakterienvermehrung sowie generell Bakterieninfektionen der Blase.
Hinzu kommen Haltungsfehler wie ungeeignete oder verschmutzte Toiletten und eine geringe Wasseraufnahme, z.B. durch Wassermangel, Zusätze wie Medikamente im Trinkwasser oder eine defekte Trinkflasche. Fütterungsfehler mit unausgewogenem Kalzium-/Phosphor-Verhältnis oder einem Vitamin B6-Mangel, der zu vermehrter Oxalatbildung führen kann, können ebenfalls Steine oder Gries begünstigen.
Häufig kommen mehrere Faktoren zusammen, was die Ursachenanalyse schwierig gestaltet. Die Risiken lassen sich allerdings präventiv verringern.
Symptome
Die Steinbildung ist ein schleichender Prozess, der sich oft erst dann bemerkbar macht, wenn bereits ein Folgeschaden vorliegt. Ein typisches Zeichen sind Schmerzen, verbunden mit Fressunlust bis hin zur kompletten Nahrungsverweigerung. Dem folgen schnell das Absinken des Kreislaufs, Müdigkeit und Apathie.
Daneben gibt es charakteristische Anzeichen, die deutlicher auf Blasen- oder Nierensteine hinweisen können. Zum Einen sind dies Auffälligkeiten beim Harnabsatz wie sichtbares Drücken, Herausstrecken des Hinterns, lange Dauer, Urintröpfeln oder Schmerzlaute beim Urinieren (Grunzen).
Auch die Konsistenz des Urins kann verändert sein. Manchmal wird ein Teil der Kristalle ausgeschieden, was den Urin weißlich verfärben oder pastenartig verdicken kann. Zusätzlich kann der Geschlechtsbereich verklebt oder urinfeucht sein. Blut im Urin – anfangs nur mikroskopisch, später auch normal sichtbar – ist in vielen Fällen ein klares Zeichen dieser Krankheit oder der damit häufig verbundenen Blasenentzündung, da die Kristalle die Blasenwand lädieren. Achtung: Bei Häsinnen kann Blut im Urin auch auf eine fortgeschrittene Gebärmuttererkrankung hinweisen und muss dringend abgeklärt werden!
Diagnose
Tritt eines dieser Anzeichen auf, sollte – wie in jedem anderen Schmerzfall auch – umgehend ein kompetenter Tierarzt konsultiert werden. Dieser hat verschiedene Möglichkeiten zur Diagnose.
Ein Abtasten des Bauch- und Blasenbereichs kann erste Hinweise geben. Für eine zuverlässige Diagnose benötigt man ein Röntgenbild oder eine Ultraschallaufnahme. Auf einem Röntgenbild lassen sich Stein und Grieß relativ gut unterscheiden – ein Stein ist eine klar abgegrenzte, durchgehend weiße Fläche, der Gries oder Schlamm ist etwas schwammiger und besteht aus unzähligen kleinen Pünktchen.
Erkrankte Kaninchen sollten umgehend behandelt werden, denn die Kristalle stellen eine permanente Reizung dar. Folgeschäden sind z. B. Nierenversagen oder Blutungen der Schleimhaut an der Blasenwand. Kleine Steine können den Abfluss aus den Nieren verstopfen sowie in Harnröhre und/oder Harnleiter stecken bleiben. Solch eine Verstopfung kann den Harnabsatz vermindern oder zum Erliegen bringen und damit zu irreversiblen Schäden der Niere sowie letztlich zum schmerzhaften Tod des Kaninchens führen.
Da die Steine eben nicht nur in der Blase, sondern auch in den Nieren, dem Harnleiter und der Harnröhre auftreten können, empfiehlt sich immer eine zusätzliche Absicherung der Diagnose durch einen Ultraschall der betroffenen Organe.
Therapiemöglichkeiten
Größere Steine müssen in der Regel chirurgisch entfernt oder unter Narkose zertrümmert und ausgespült werden. Dabei wird die Blase vorgelagert, eröffnet und der Stein entfernt. Sinnvoll ist es, eine Probe der Blasenwand für das Anlegen einer Bakterienkultur zu entnehmen. Die Nachsorge umfasst eine Schmerzmittelgabe, gegebenenfalls eine Antibiose und eine Ursachenanalyse.
Bei Blasenschlamm/-grieß besteht die Möglichkeit, dass das Tier diesen selbst ausscheidet. Hierzu kann der Tierarzt eine Spülung der Blase durchführen. Eine weitere, sanfte Methode sind ein- bis zweimal tägliche Infusionen mit anschließender Massage. Vorsichtig und in kreisenden Bewegungen wird vom Bauch bis zur Blase der Harndrang angeregt, wobei eine schräge Lage mit Kopf nach oben und Po nach unten mithilft, den Grieß aus der Blase zu befördern. Naturgemäß liegt die Blase unterhalb des Harnausgangs, weswegen sich der Grieß im Boden der Blase ansammeln kann, ohne beim Urinieren ausgeschwemmt zu werden. Durch die beschriebene Haltung rutschen die Kristalle zur Harnröhre hin und werden dann automatisch mit ausgeschieden. Da Blasenprobleme meist mit einer Entzündung einhergehen und zur Verhinderung weiterer Infektionen wird oft begleitend ein Antibiotikum gegeben. Ein Schmerzmittel verhindert, dass die Tiere den Urin einhalten.
Nachsorge und Ernährungsumstellung
Hat man einen solchen Patienten zu Hause und die Krankheit erst einmal überstanden, gilt es für die Zukunft einige Regeln zu beachten. Kaninchen, die einmal Blasengrieß hatten, neigen oft ihr Leben lang mehr zu diesem Problem als ein „gesundes“ Kaninchen. Meist ist eine Futterumstellung notwendig.
Die Kaninchen sollten viel Flüssigkeit aufnehmen, damit Blase und Nieren „durchgespült“ werden und sich möglichst wenig Kristalle oder Bakterien festsetzen. Manche Kaninchen mögen Tee sehr gerne, wegen der medizinischen Heilwirkungen sollte man allerdings mit Bedacht damit umgehen. Über die Nahrung, z. B. Gurken, kann den Tieren ebenfalls Flüssigkeit zugeführt werden. Trockenfutter jeglicher Art gehört nicht mehr auf den Speiseplan, da hier die Flüssigkeit zum Ausschwemmen der Kristalle fehlt!
Der Kalziumgehalt des Futters spielt ebenfalls eine Rolle. Kräuter wie Luzerne, Möhrengrün, Petersilie oder Dill sind vor allem getrocknet wahre Kalziumbomben. Besser eignen sich Spitzwegerich, Schafgarbe, Korn- oder Ringelblumen. Auch Heusorten mit Kräuterzusatz sind nicht empfehlenswert. Heu ist an sich kalziumreicher als frische Pflanzen. Im Sommer bietet es sich daher an, es durch frische Kräuter und Gräser zu ergänzen.
Von einer kalziumfreien Fütterung ist jedoch abzuraten: Kaninchen benötigen das Mineral z. B. für ihre Knochen und Zähne und es darf keinesfalls zu einer Unterversorgung kommen. Wichtiger ist es, auf ein annähernd ausgeglichenes Verhältnis von Kalzium und Phosphor zu achten, um einen übermäßigen Abbau von Kalzium durch einen Überschuss an Phosphor zu vermeiden.
Nährwerttabellen geben ausführlich Aufschluss über die Inhaltsstoffe von Grünfutter. Achten Sie bei Blasenproblemen auf eine abwechslungsreiche Fütterung, damit Ihre Kaninchen mit allen wichtigen Nährstoffen und Mineralien versorgt werden!
Hier finden Sie einen Erfahrungsbericht zum Thema Blasengrieß:
- Blasengrieß – Erfahrungsbericht
Quellen:
www.medirabbit.com
www.diebrain.de
Leitsymptome beim Kaninchen, Anja Ewringmann TÄ