Verdauung

Hoch spezialisierter Verdauungsvorgang

Kaninchen besitzen einen Stopfmagen bzw. Stopfdarm, der nur sehr schwach bemuskelt ist. Daher muss ständig Nahrung nachgeschoben werden, um die Verdauung in Gang zu halten.

Wird dem Kaninchen keine Nahrung mehr zugeführt, kommt der Weitertransport des Nahrungsbreis im Verdauungstrakt zum Erliegen. Die Folge sind Verdauungsstörungen bis hin zu ernsthaften Kreislaufzusammenbrüchen. Aus diesem Grund dürfen Kaninchen niemals ausgenüchtert werden, beispielsweise vor einer Narkose. Ihre fehlende Darmperistaltik kann nur durch immerwährende Nahrungszufuhr ausgeglichen werden. Eine artgerechte Ernährung ist daher immens wichtig.

Der Verdauungskanal, bzw. die Gesamtlänge des Magen-Darm-Traktes entspricht der 10-fachen Körperlänge des Tieres (ca. 4 – 6,5 m). Die Durchgangsgeschwindigkeit des Nahrungsbreis beträgt etwa 5 Tage.

Hilfe, mein Kaninchen frisst seinen Kot!

Keine Sorge – dies ist ein ganz normales Verhalten bei gesunden Kaninchen. Hierbei handelt es sich um den so genannten Blinddarmkot. Der Blinddarm ist eine große Gärkammer, in der Unmengen von Bakterien daran arbeiten, alle Inhaltsstoffe aus der pflanzlichen Nahrung freizusetzen. Das meiste davon wird in Form von Blinddarmkot ausgeschieden und direkt vom Kaninchen wieder verzehrt. Mit dieser besonderen Art der Nahrungsaufnahme haben sich Kaninchen darauf spezialisiert, wichtige Nährstoffe aus der Nahrung herauszufiltern und zum anderen in Zeiten von Futtermangel dennoch ihren Stopfmagen füllen zu können. In der Fachliteratur wird zwar berichtet, dass Kaninchen ihren Blinddarmkot in den frühen Morgenstunden direkt vom After aufnehmen und unzerkaut herunterschlucken, wir können dies allerdings nicht bestätigen. Wir haben bisher bei allen Kaninchen beobachten können, dass sie über den Tag verteilt mehrmals ihren Blinddarmkot vom After aufnehmen, ihn kauen und erst dann abschlucken.

Wichtig für eine gesunde Verdauung: die Darmflora

Die Darmflora besteht überwiegend aus Anaerobiern und grampositiven Bakterien (Kokken, Laktobazillen), wohingegen E. coli und Cl. perfringens nur wenig vorkommen. Gelangt das Gleichgewicht von “guten” (erwünschten) und “schlechten”(unerwünschten) Bakterien aus dem Gleichgewicht, kommt es zu einer Dysbakteriose, auch Dysbiose genannt. Dies geschieht meist durch Fütterungsfehler, durch zu viel stärke- und zuckerhaltiges Futter oder Getreide. Die physiologische Bakterienflora (vor allem Laktobazillen) ist in der Lage Zellulose aufzuspalten, wodurch freie Fettsäuren entstehen, die resorbiert werden können und dem Kaninchen als Energie zur Verfügung stehen.

Damit diese physiologische Darmflora funktioniert, bedarf es eines deutlich basischen pH-Wertes des Darms. Bei der Fütterung rohfaserreicher Futtermittel ist dies gewährleistet, bei der Verfütterung von zucker- und stärkereichen Futtermitteln sinkt der pH-Wert allerdings von 8 – 9 (basisch) auf 5 – 6 (sauer) ab. Die Folge ist ein Absterben der physiologischen Darmflora und ein Überwuchern mit unerwünschten Keimen wie z. B. E. coli, die normalerweise nur in geringen Mengen im Darm vorkommen. Hier finden Sie weitere Informationen über Durchfall.