Um Kaninchen zu einem glücklichen Leben zu verhelfen, brauchen sie unbedingt einen oder mehrere Kaninchenpartner. Allerdings darf man fremde Kaninchen nicht einfach zusammensetzen, denn dies führt oft zu bösen Auseinandersetzungen. In Kaninchengruppen spielt die Rangordnung eine wichtige Rolle. Es gibt dominante Leittiere und zurückhaltende, unterwürfige Kaninchen. Eine Vergesellschaftung muss daher gut geplant und entsprechend vorbereitet sein.
Dies fängt bereits bei der richtigen Partnerwahl an: Damit die Zusammenführung gelingt, sollten die Kaninchen hinsichtlich Alter, Charakter und Geschlecht zusammenpassen. Lesen Sie hier mehr darüber, wie Sie das richtige Partnertier für Ihr Kaninchen finden.
Vorbereitung
Vorab sollten Sie das neue Kaninchen beim Tierarzt vorstellen. Sammeln Sie vorher über drei Tage eine Kotprobe und lassen Sie diese auf Parasiten untersuchen. Wenn das Kaninchen gesund ist, können Sie mit der Vergesellschaftung beginnen.
Die Grundregeln
- neutraler Raum/unbekanntes Gebiet – nicht im Revier des alteingesessenen Kaninchens
- kein Riech- oder Sichtkontakt vor dem ersten Zusammentreffen
- genug Platz, aber auch nicht zu viel (ca. 3 – 4 m² pro Tier, bei Vergesellschaftungen mit gleichgeschlechtlichen Kaninchen lieber anfangs etwas zuviel als zu wenig)
- die Vergesellschaftung kann mehrere Tage dauern, daher sollte der neutrale Ort auch für diese Zeit zur Verfügung stehen
- die Kaninchen müssen ihre Rangordnung klären – Jagen und Fellflug sind dabei völlig normal
- trennen Sie die Tiere nicht (nur bei ernsthaften Verletzungen oder wenn eines das Fressen einstellt)
- bieten Sie mehrere Plätze zum Fressen und mehrere Toiletten an
- Häuschen mit zwei Eingängen als Rückzungs- und Ausweichmöglichkeit
- keine Engstellen und Sackgasse, kein rutschiger Untergrund
- Urinspritzen und vermehrtes Kotabsetzen ist während der Vergesellschaftung normal
Der neutrale Raum
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenführung ist ein neutraler Raum. Dies kann ein Zimmer oder ein Gehege sein, in dem keines der Kaninchen bisher gewesen sein. Sonst würde dieses Kaninchen dort Revieransprüche erheben und den anderen als Eindringling betrachten. Darf Ihr vorhandenes Kaninchen frei in der Wohnung hoppeln, ist es etwas schwerer, einen neutralen Platz zu finden. Wählen Sie einen geeigneten Ort aus und säubern Sie diesen und möglichst auch die Einrichtung gründlich mit Essigwasser. Ein Badezimmer eignet sich gut, da sich die Fliesen leicht neutralisieren und reinigen lassen, falls die Fellnasen während der Vergesellschaftung unsauber sind oder mit Urin spritzen. Bedenken Sie, dass die Vergesellschaftung ein paar Tage dauern kann und der neutrale Ort so lange den Kaninchen zur Verfügung stehen sollte. Alternativ können Sie für die Vergesellschaftung ein Gehege herrichten, das an einem ruhigen, neutralen Ort steht. Pro Kaninchen kalkuliert man mindestens 3 m² Platz, die man je nach Verlauf vergrößern oder verkleinern kann. Bei größeren Gruppen oder einem gleichgeschlechtlichen Paar empfiehlt sich ein großzügigeres Platzangebot (eher 4 m² pro Kaninchen).Wenn Sie keine Möglichkeit haben ein neutrales Gehege herzurichten, versuchen Sie das alte Revier so neutral wie möglich zu gestalten. Hierfür müssen Sie alles gründlich mit Essigwasser reinigen. Stellen Sie Einrichtungsgegenstände um, nehmen Sie alte weg oder bieten Sie neue an. Legen Sie den Boden mit frisch gewaschenen Bettlaken oder alten Teppichen aus, die das Kaninchen noch nicht kennt. Oder hängen Sie die Gehegeelemente mit Handtüchern, Laken oder Kartons ab, um die Sicht in den Raum zu verändern. Gleiches können Sie mit der Wand oder Decke tun.
Die Einrichtung
Sorgen Sie für einen rutschfesten Untergrund, z. B. in Form von Teppichen, die Sie nicht mehr benötigen oder gut waschen können. Ein rutschiger Boden ist bei Jagereien von Nachteil und lässt die Kaninchen ängstlich und unsicher werden. Sie benötigen möglichst für jedes Tier eine eigene Toilette, bei einer größeren Gruppe sollten vorhandene Toilettenschalen gut verteilt sein. Stellen Sie auch Trinknäpfe auf und verteilen Sie Frischfutter und viel Heu. Das Fressen dient als Ablenkung und Beschäftigung, außerdem wird dabei Stress abgebaut. Jedem Kaninchen sollte auch ein Häuschen mit zwei Eingängen zur Verfügung stehen. So kann es sich zwischendurch ausruhen und leicht ausweichen, wenn ein anderes Kaninchen das Häuschen betritt. Gut eignen sich dafür Kartons, in die man zwei große Löcher schneidet. Jegliche Form von Engstellen oder Sackgassen sollte vermieden werden.
Die Vergesellschaftung
Nachdem Sie alles vorbereitet haben, setzen Sie Ihre Kaninchen zeitgleich (direkt hintereinander) ins Gehege. Geben Sie nicht einem Kaninchen schon vorab die Zeit, sich mit dem neutralen Gehege bekannt zu machen. In diesem Moment wäre es nicht mehr neutral. Ab jetzt sollten Sie die Tiere nicht mehr stören. Gehen Sie selbst aus dem Gehege heraus und beobachten Sie das Geschehen von außen. Beachten Sie, dass sich Ihre Nervösität auch auf die Kaninchen übertragen kann, bleiben Sie also ruhig. Während der Zusammenführung kommt es oft zu Jagereien, kleinen Beißereien, Rammeln, Klopfen, Knurren und Fell ausrupfen. Das ist alles vollkommen normal und ist keinesfalls ein Grund, die Tiere zu trennen! Die Kaninchen klären auf diese Weise ihre Rangordnung, die für ein dauerhaft friedliches Zusammenleben notwendig ist!
Manchmal sitzen die Kaninchen in unterschiedlichen Ecken verteilt und ignorieren sich. Wenn nach 1 – 2 Tagen immer noch keine Begegnungen, weder freundlich noch in Streitlaune, stattfinden, können Sie das Gehege etwas umgestalten oder verkleinern und auch die Häuschen für einige Zeit entfernen.
Kleinere Verletzungen versorgen Sie mit einem milden Desinfektionsmittel (z.B. Octenisept) und setzen das Kaninchen zurück. Gerade bei Kaninchen mit Schlappohren kommt es leicht zu kleinen Schrammen oder Bisswunden an den Ohren. Dies ist kein Grund, die Vergesellschaftung abzubrechen!
Umsetzen in das alte Revier
Lassen Sie die Kaninchen etwa 4 – 10 Tage im neutralen Gehege bzw. Raum, bis Sie sich sicher sind, dass die Rangordnung geklärt ist. Bei einem Pärchen geschieht das meist schneller als bei einer Gruppe. Sobald die Kaninchen in ihr zukünftiges Reich umziehen oder wieder Freilauf in der Wohnung bekommen, kann es durchaus noch einmal zu kurzen Rangordnungskämpfen kommen, wenn das alteingesessene Kaninchen sein Zuhause erkennt. Erschrecken Sie also nicht, wenn beispielsweise Rammeln, Jagen und auch Fell ausreißen wieder auftreten. Es empfiehlt sich daher, diese Umgebung vorab gründlich mit Essigwasser zu reinigen und gegebenenfalls ein paar Einrichtungsgegenstände umzustellen – am besten während sich die Kaninchen noch im neutralen Gehege befinden.
Ab wann wird gekuschelt?
Bitte erwarten Sie nicht, dass die Kaninchen gleich vom ersten Tag an miteinander kuscheln. Auch wenn nicht sofort geschmust wird, heißt das nicht, dass die Vergesellschaftung gescheitert ist. Manche Kaninchen brauchen etwas Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen, auch wenn sie bereits friedlich miteinander umgehen.
Unterbrechen von Vergesellschaftungen
Die Kaninchen müssen in Ruhe ihre Rangordnung klären. Stören Sie sie nicht und trennen Sie die Tiere keinesfalls, solange Sie keine ernst zu nehmenden Verletzungen sehen. In seltenen Fällen wird im Eifer des Gefechts ein Kaninchen ernsthaft verletzt (Kratzer oder kleine Bissspuren an den Ohren gehören nicht dazu). Halten Sie daher die Telefonnummer Ihres Tierarztes griffbereit. Falls ein Kaninchen zum Tierarzt muss, ist eine Trennung unumgänglich. Je nach Ausmaß der Behandlung müssen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder von vorne mit der Vergesellschaftung beginnen. Wann das geschehen darf, entscheidet der Tierarzt. Während der Trennungszeit sollten die Tiere möglichst keinen Riech- und Sichtkontakt haben.
Wenn sich die Langohren sehr verkeilen oder schreien, gehen Sie mit einem Handtuch oder Handschuh dazwischen. Schauen Sie nach, ob ein Tier verletzt ist und entscheiden Sie je nach Situation, ob die Tiere zusammenbleiben können. Wenn Sie die Vergesellschaftung abbrechen, müssen die Kaninchen ca. zwei Wochen getrennt bleiben, bevor Sie einen neuen Versuch wagen. Die angestaute Aggression wäre sonst zu groß. Auch hier gilt, dass die Tiere möglichst ohne Sicht- und Riechkontakt untergebracht werden sollten. Erst danach kann ein erneuter Vergesellschaftungsversuch unternommen werden.
Eine aufregende Zeit...
Letztendlich ist eine Vergesellschaftung für uns Menschen oft viel nervenaufreibender als für die Tiere selbst. Wenn Sie sich unsicher oder ängstlich sind, suchen Sie sich Beistand. Am besten bitten Sie eine/n Freund/in, zu Ihnen zu kommen. Sollten Sie noch Fragen haben, so stehen Ihnen unsere aktiven Helfer auch per Telefon oder E-Mail zur Verfügung. Sofern Sie Unterstützung vor Ort benötigen, schauen Sie unter den Ansprechpartnern nach, ob ein Kaninchenberater in Ihrer Nähe wohnt. Gerne stehen wir Ihnen dann persönlich mit Rat und Tat zur Seite.