Beim Klickertraining werden erwünschte Verhaltensweisen durch Belohnung verstärkt und somit auf jede Korrektur oder Bestrafung verzichtet. Die Kaninchen haben jederzeit die Möglichkeit, sich der Situation zu entziehen – anders als bei Sportarten, bei denen sie an der Leine gehalten werden (z.B. Kaninhop). Sobald das Kaninchen das Interesse am Klickern verliert, sollten Sie es in Ruhe lassen. Klickertraining kann dabei helfen, stressige Situationen besser zu überstehen und sorgt gerade bei Wohnungskaninchen für geistige Abwechslung. Die Bindung und das Vertrauen zwischen Kaninchen und Halter können durch regelmäßiges Klickern gefördert und gestärkt werden.
Vorbereitung
Zum Klickern benötigen Sie einige Utensilien, die auch in jedem Zoofachgeschäft erhältlich sind:
- Klicker: wenn die handelsüblichen Klicker Ihren Kaninchen zu laut sind können Sie auch einen Kuli zum klickern nehmen
- zwei Arten von Leckerlies: zum einen beliebte Leckerlies, die als normale Belohnung dienen, zum anderen extrem beliebte Leckerlies, die nur als besondere Belohnung nach schweren Aufgaben gegeben werden
Als Leckerlies sollten Sie keine getreide- oder zuckerhaltigen Dinge verwenden. Gut eignen sich kleine Apfel- oder Möhrenstückchen, Erbsenflocken, Gänseblümchen, Sonnenblumenkerne o.ä. - Target Stick: es eignet sich jeder Stab, der kein kantiges oder spitzes Ende hat
Grundregeln
Bevor es mit dem Klickern losgehen kann, beachten Sie bitte ein paar Regeln:
- jede Übungseinheit sollte mit einem Erfolgserlebnis abschließen, dazu eignet sich eine einfache Übung, die das Kaninchen schon gut kann
- eine Übungseinheit sollte nicht länger als fünf Minuten dauern und zwischen den Einheiten sollten Pausen von fünf bis zehn Minuten eingebaut werden
- wenn das Kaninchen unkonzentriert wirkt oder abgelenkt ist, dann schließen Sie die Übungseinheit ab und machen eine Pause
- trainiert wird immer nur mit einem Kaninchen
- schafft das Kaninchen eine besonders schwierige Übung, braucht es danach eine lange Pause, damit sich das Gelernte festigen kann
- üben Sie nur mit dem Kaninchen, wenn Sie selbst auch Lust dazu haben
- reden Sie während der Übungen nicht unnötig auf das Kaninchen ein, sondern beschränken Sie sich ausschließlich auf die Kommandos
- das gewünschte Verhalten muss innerhalb von 2 Sekunden durch Klickern belohnt werden
- legen Sie vor den Übungen alle Utensilien griffbereit und sorgen Sie für eine möglichst ruhige und ablenkungsfreie Übungsumgebung
Schritt 1 – Verknüpfung von Klicker und Belohnung
Zunächst muss das Kaninchen das Klickergeräusch mit der Belohnung verknüpfen. Setzen Sie sich dazu zu Ihrem Kaninchen und halten Sie das Leckerli zwischen den Fingern, sodass das Kaninchen es sich nehmen kann. In dem Moment, wenn das Kaninchen das Leckerli nimmt, klicken Sie einmal. Wiederholen Sie diese Übung ca. 5-mal und machen Sie dann eine Pause.
Wiederholen Sie Schritt 1 noch ein- bis zweimal.
Schritt 2 – Aufmerksamkeit lenken
Nun können Sie schon mit einfachen Übungen anfangen.
Sehr nützlich und stressvermeidend für Halter und Kaninchen ist es, wenn das Kaninchen auf seinen Namen hört. Ziel der Übung ist es, die Aufmerksamkeit des Kaninchens auf sich zu lenken. Das ist außerdem die Voraussetzung für alle weiteren Übungen.
Dazu setzen Sie sich vor das Kaninchen, zeigen ihm das Leckerli und sagen deutlich den Namen des Kaninchens. Ist das Kaninchen ganz mit seiner Aufmerksamkeit bei Ihnen dann klicken Sie und geben ihm danach das Leckerli. Wiederholen Sie diese Übung 5-mal und machen dann eine Pause.
Wenn das Kaninchen sich wegdreht und Ihnen nicht mehr zugewandt ist, dann sagen sie wieder den Namen Ihres Tieres. Schaut es nun zu Ihnen, so klicken Sie wieder und belohnen es.
Als nächste Schwierigkeitsstufe entfernen Sie sich etwas von Ihrem Kaninchen und sagen dann wieder seinen Namen. Kommt es auf Sie zugehoppelt, klicken Sie wieder und belohnen es. Wiederholen Sie jede Schwierigkeitssteigerung 5-mal und achten Sie auf die Pausen.
Erhöhen Sie langsam die Entfernung, wenn die alte Übung bereits gut funktioniert.
Als weitere Übungssteigerung können Sie auch den Ablenkungsgrad erhöhen bspw. durch Musik im Hintergrund oder der Anwesenheit weiterer Personen.
Schritt 3 – Der Target Stick kommt ins Spiel
Mit dem Target Stick können Sie dem Kaninchen zeigen, wo es hin hoppeln oder schauen soll. Mit dessen Hilfe können sie einfach in Transportboxen oder ihr Gehege gebracht werden.
Setzen Sie sich vor das Kaninchen und halten Sie ihm den Target Stick zur Begutachtung hin. Ihr Kaninchen wird den Stab neugierig inspizieren. Kommt es zufällig mit der Nase an die Spitze des Stabes, dann klicken Sie und geben ihm ein Leckerli. Wiederholen Sie die Übung 5-mal und machen dann eine Pause.
Bei der nächsten Steigerung rufen Sie den Namen Ihres Kaninchens, wenn dieses gerade von Ihnen abgewandt ist und zeigen ihm den Target Stick. Wenn das Kaninchen die Spitze des Stick anstupst, folgt wieder eine Belohnung. Auch hier erhöhen Sie wieder die Entfernung zu Ihrem Langohr, so dass es auf den Stick zugehoppelt kommt.
Als nächste Steigerung bewegen Sie den Target Stick langsam ein Stück weg bevor das Kaninchen mit der Nase dagegen gestupst hat. Nach jedem Meter, den Ihre Wackelnase auf den Stick zuhüpft, können Sie es belohnen.
Hat das Kaninchen erst einmal gelernt dem Target Stick zu folgen, können Sie sich weitere Übungen ausdenken. Orientieren Sie sich dabei an den Vorlieben Ihres Langohres: neugierige Kaninchen lieben es Männchen zu machen, andere hüpfen gerne über Hürden oder folgen dem Stick durch einen Parcours.
Quelle und Lesetipp:
Funny Bunny – Spiel und Spaß mit Kaninchen (2009); Karina Niemczyk, S. 45-89