Die Geschichte von Eddi, einem Blasengrießkaninchen
Von diesem Thema sah ich mich früher eigentlich nie betroffen und empfand meine Tiere auch in keiner Weise gefährdet, da ich Blasensteine nur in Verbindung mit Fehlernährung kannte. Meine Tiere leben überwiegend von Heu mit einer zusätzlichen Portion ausgewählten Frischfutters täglich. Dass aber eine Menge an Faktoren eine Steinbildung begünstigen, dass im Grunde jedes Kaninchen irgendwann davon betroffen sein kann und dass es durchaus wichtig ist, sich zumindest in den Grundlagen dieses Themas auszukennen, musste ich leider am eigenen Leib, bzw. an dem meines geliebten Eddi, erfahren.
Im Falle von Eddi war das erste Zeichen ein bei dieser Erkrankung sehr häufig auftretendes – die Schmerzen. Damit verbunden wie meist bei Kaninchen mit Schmerzen die Fressunlust bis zur kompletten Nahrungsverweigerung. Dem folgen schnell das Absinken des Kreislaufs, Müdigkeit und Apathie. Es gibt allerdings auch Anzeichen, die deutlicher auf Blasenprobleme hinweisen, z.B. Auffälligkeiten beim Harnabsatz oder eine veränderte Konsistenz des Urins.
Tritt eines dieser Anzeichen auf, sollte – wie in jedem anderen Schmerzfall auch – umgehend ein kompetenter Tierarzt konsultiert werden. Dieser hat verschiedene Möglichkeiten zur Diagnose. Bei Eddi wurde palpatorisch begonnen, sprich mit dem Abtasten von Bauch- und Blasenbereich. Ein weicher Bauch und leicht gefüllter Magen wies wenigstens nicht auf Tympanie oder ähnliche Magenprobleme als Ursache für die Schmerzen hin. Im Bereich der Blase meinte die Tierärztin sofort, dass sie dort etwas Festes spüre. Es gab also einen ersten Hinweis. Für eine zuverlässige Diagnose benötigt man auf jeden Fall ein Röntgenbild oder besser noch eine Ultraschallaufnahme. Eddi wurde geröntgt und ein wenig später hatten wir sein Problem klar und deutlich vor Augen: Blasengrieß – sprich viele sehr kleine Kristalle.
Wir hatten bei der Behandlung noch Glück im Unglück – während größere Steine nach genauer Abklärung von Anzahl, Größe und Lage in der Regel chirurgisch entfernt oder zumindest unter Narkose zertrümmert und ausgespült werden müssen, besteht bei Blasenschlamm die Möglichkeit, dass das Tier diesen selbst ausscheidet. Nach einer Infusion haben wir Eddi massiert. Vorsichtig und in kreisenden Bewegungen vom Bauch bis hinten zur Blase wird der Harndrang angeregt, wobei eine schräge Lage mit Kopf nach oben und Popo nach unten durch die Schwerkraft mithilft, den Grieß aus der Blase zu befördern. Nach einer halben Stunde hatten wir die Hoffnung fast aufgegeben – der Kaninchenherr von Welt macht doch nicht freiwillig in eine Schale Pipi. Doch da geschah das Bemerkenswerte. Eddi drückte und anstatt Urin kamen Unmengen an fester, trockener Paste aus ihm heraus. Auch die Tierärztin war über diese Menge überrascht. Schon beim ersten Abtasten konnte sie kaum noch was fühlen. Die nächsten Tage bestanden aus morgendlichen und abendlichen Infusionen inklusive Massage und Medikamentengabe.
Da Blasenprobleme meist mit einer Entzündung einhergehen und zur Verhinderung weiterer Infektionen wird oft begleitend ein Antibiotikum gegeben. Ein Schmerzmittel verhindert, dass die Tiere den Urin einhalten. Für die Abwehr bekam Eddi oral einen Vitamin B-Komplex und für die Darmflora Bird Bene Bac. Nach drei Tagen waren wir dann soweit – Kontrolle per Ultraschall. Es war so gut wie kein Grieß mehr zu erkennen. Wir hatten es also erst einmal überstanden. Auch Eddi war wieder ganz der Alte und rannte fröhlich durch die Wohnung.
Hat man einen solchen Patienten zu Hause und die Krankheit erst einmal überstanden, gilt es für die Zukunft einige Regeln zu beachten. Kaninchen wie Eddi, die einmal Blasengrieß hatten, neigen oft ihr Leben lang mehr zu diesem Problem als ein „gesundes“ Kaninchen. Meist ist eine Futterumstellung notwendig. Die Kaninchen sollten viel Flüssigkeit aufnehmen, damit Blase und Nieren „durchgespült“ werden und sich möglichst wenig Kristalle oder Bakterien festsetzen. Wir haben das über die Fütterung zu lösen versucht: Vor Abendessen und Frühstück, wenn man als Kaninchen ja so richtig ausgehungert ist, gibt es erst mal ein Stück Gurke, was er mangels Alternativen natürlich dann auch mit Begeisterung isst.
Autor: Heike Mala, 2009 (gekürzte Fassung)
Hier finden Sie weiterführende Informationen zu den Ursachen, Symptomen und der Behandlung von Blasenproblemen: